Digitalisierung stellt Unternehmen vor die Herausforderung, bestehende Geschäftsmodelle neu auszurichten oder vollkommen neue datengetriebene digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln. Treiber der Digitalisierung ist u. a. das Wachstum an verfügbaren Daten und deren strukturierte Auswertung mittels Datenanalysen. Innerhalb von Konzernen sind die internen Leistungsverrechnungen für steuerliche Zwecke am Fremdvergleichsgrundsatz auszurichten. Dessen Ziel ist eine verursachungsgerechte Verteilung der Gewinne, um diese dort der Besteuerung zu unterwerfen, wo sie wirtschaftlich entstehen. Durch die Digitalisierung verändert sich allerdings die Art und Weise der Wertschöpfung, sodass geeignete Ansätze für die Umsetzung des Fremdvergleichsgrundsatz in digitalen Geschäftsmodellen gefunden werden müssen.

Gemäß dem in § 1 Abs. 3c AStG kodifizierten DEMPE-Konzept sind in Bezug auf die Entwicklung, die Verbesserung, den Erhalt, den Schutz und die Verwertung (Englisch: Development, Enhancement, Maintenance, Protection and Exploitation) eines immateriellen Wertes (bspw. Daten und Algorithmen) die wirtschaftlichen Wertschöpfungsbeiträge der jeweiligen Aktivitäten und Verantwortlichkeiten festzustellen. Hierfür ist die Anwendung anerkannter ökonomischer Konzepte notwendig.
 
So kann der Business Model Canvas-Ansatz genutzt werden, um sowohl digitalisierte als auch neue digitale Geschäftsmodelle (bspw. Plattformökonomien) zu beschreiben und abzugrenzen. Neben der Geschäftsmodellanalyse stellt sich im Zusammenhang mit der Beurteilung digitaler Geschäftsmodelle auch die Frage, wie bedeutend Daten im Vergleich zu den anderen zentralen Werttreibern (Geschäftsmodell, Algorithmen) sind. In diesem Kontext können die Dimensionen Datenqualität, exklusiver Informationszugriff auf und Werthaltigkeit in Bezug auf ein Geschäftsmodell mittels etablierter betriebswirtschaftlicher Konzepte (z.B. Scoring-Modelle) analysiert werden.
 
Aufbauend auf einem fundierten Verständnis der Schlüsselfaktoren eines Geschäftsmodells ist eine funktionale Analyse durchzuführen. Im Bereich Data-Analytics kommt hierbei regelmäßig der sog. CRISP-DM-Ansatz (englisches Akronym für Cross-Industry Standard Process for Data Mining) zur Anwendung, der ebenso für Verrechnungspreisanalysen zur Wertschöpfungsbeitragsanalyse im Kontext von Daten geeignet ist. Dieser CRISP-DM Ansatz kann um eine Analyse der unterschiedlichen Verantwortlichkeiten mittels einer RACI (Responsible, Accountable, Consulted, Informed)-Analyse für Verrechnungspreiszwecke erweitert werden.

In unserem aktuellen Beitrag in der aktuellen IWB 4/2022 geben wir praktische Hinweise zur Einordnung digitaler Geschäftsmodelle und Lösungsansätze zur Umsetzung der Anforderungen des DEMPE-Konzepts in der Praxis.

Ähnliche Beiträge